Weg zur Superintelligenz: Gehirn, Chemie, Kognition

Meta-Beschreibung: Eine Erkundung der drei vielversprechendsten Ansätze zur Schaffung künstlicher allgemeiner Intelligenz (KGI): Gehirnsimulation, algorithmische Chemie und der kognitiv-inspirierte, hybride Ansatz von OpenCog Hyperon.

Blog Artikel zu Kapitel 9 aus
The Consciousness Explosion von Dr. Ben Goertzel


Drei gangbare Wege zur Superintelligenz: Gehirne, Chemie und Kognition

Die kommerziellen Erfolge tiefer neuronaler Netze haben die künstliche Intelligenz in den letzten Jahren revolutioniert. Doch bei aller Faszination für ihre Fähigkeiten bleibt die Schaffung einer echten künstlichen allgemeinen Intelligenz (KGI) – einer KI auf menschlichem Niveau und darüber hinaus – ein ungelöstes Rätsel. Die heutigen Ansätze, die sich auf das Erkennen und Rekombinieren oberflächlicher Muster in riesigen Datenmengen konzentrieren, haben ihre intrinsischen Grenzen. Echte Intelligenz erfordert ein tieferes Verständnis, eine Fähigkeit zur Selbstreflexion und eine offene Architektur, die weit über das hinausgeht, was aktuelle Modelle leisten.

Doch wie erreichen wir dieses Ziel? Es gibt mehrere gangbare Wege, die über die aktuellen Paradigmen hinausgehen. Hier werden drei vielversprechende Ansätze vorgestellt: der Weg über das Gehirn, der Weg über die Chemie und der Weg über die Kognition.

Ansatz 1: Die Gehirnebene – Eine Blaupause mit Tücken

Der naheliegendste Ansatz scheint zu sein, das einzige uns bekannte Beispiel für allgemeine Intelligenz direkt zu kopieren: das menschliche Gehirn. Das Ziel dieses Ansatzes ist es, das Gehirn in seiner Gesamtheit zu modellieren und zu simulieren. Dies ist jedoch weit mehr als das, was heutige „neuronale Netze“ tun, die nur eine sehr lose und stark vereinfachte Analogie zu biologischen Neuronen darstellen.

Eine realistische Gehirnsimulation müsste die immense Komplexität des Gehirns erfassen:

  • Detaillierte Neuronendynamik: Biologische Neuronen sind keine einfachen mathematischen Funktionen. Ihre Dynamik ist subtil, nichtlinear und chaotisch, einschließlich der Diffusion von Chemikalien und Elektrizität.
  • Mehr als nur Neuronen: Das Gedächtnis und die Signalverarbeitung im Gehirn hängen stark von anderen Zelltypen wie Astrozyten und Gliazellen ab, die in den meisten KI-Modellen komplett ignoriert werden.
  • Komplexe Netzwerk-Interaktionen: Die Art und Weise, wie Hunderte von Gehirnregionen zu dynamischen Netzwerken zusammenfinden, um Wahrnehmungen oder Gedanken zu formen, ist ein hochkomplexer Prozess.

Projekte wie das Human Brain Project (HBP) sind an dieser monumentalen Aufgabe bekanntermaßen gescheitert, was nicht nur an organisatorischen Problemen lag, sondern auch am Fehlen einer soliden konzeptionellen Grundlage in der Wissenschaft komplexer Systeme. Selbst wenn es uns gelänge, wäre das Ergebnis vielleicht nur ein sehr teurer, unbeholfener und schwer zu verstehender digitaler Klon eines menschlichen Gehirns. Es ist ein faszinierender, aber möglicherweise ineffizienter Weg, der uns am Ende vielleicht nur das zurückgibt, was wir bereits in milliardenfacher Ausführung besitzen.

Ansatz 2: Die Chemieebene – Intelligenz aus der Ursuppe

Wenn der Top-Down-Ansatz der Gehirnsimulation zu komplex ist, was ist mit einem Bottom-up-Ansatz? Dieser Weg, den man als „Ansatz auf Chemieebene“ bezeichnen kann, versucht, Intelligenz aus der Selbstorganisation eines Systems auf einer niedrigeren Ebene entstehen zu lassen. Anstatt das Gehirn zu simulieren, würde man eine Art digitale „präbiotische Suppe“ schaffen und darauf warten, dass sich darin gehirnähnliche Strukturen und Dynamiken von selbst bilden.

Konzepte hierfür existieren schon länger:

  • Zelluläre Automaten: Wie in Stephen Wolframs „A New Kind of Science“ beschrieben, können einfache Regeln zu erstaunlich komplexem Verhalten führen.
  • Algorithmische Chemie: Walter Fontanas wegweisende Arbeit zeigte, wie eine „Suppe“ aus Computerprogrammen, die sich gegenseitig umschreiben, neue, emergente Programme hervorbringen kann.

Dieser Ansatz ist hochriskant und philosophisch extrem reizvoll. In seiner reinen Form – dem zufälligen Ausprobieren von „Suppen“ – ist er jedoch extrem ineffizient. Ein modernerer Vorschlag würde diesen Prozess lenken. Man könnte ein Beobachter-KI-System (wie OpenCog Hyperon) verwenden, um die Evolution in der algorithmischen Chemie zu analysieren und zu leiten. Die KI würde Muster in den erfolgreichen „Suppen“ erkennen und gezielt neue, vielversprechendere Kandidaten „säen“. Dies führt zu einer faszinierenden Rekursion: Man nutzt eine fortschrittliche KI-Architektur, um die Entstehung von Intelligenz aus einfacheren Bausteinen zu beschleunigen. Es ist ein eleganter, aber noch weitgehend unerforschter Weg.

Ansatz 3: Die Kognitionsebene – Ein hybrider, pragmatischer Weg

Der dritte Ansatz ist der wohl pragmatischste und derjenige, der derzeit am aktivsten in Projekten wie OpenCog Hyperon verfolgt wird. Er ist weder ein reiner Top-Down- noch ein reiner Bottom-up-Ansatz, sondern ein auf der Kognitionswissenschaft basierender, hybrider Weg. Er versucht nicht, das Gehirn Neuron für Neuron nachzubauen, sondern die Schlüsselfunktionen und -strukturen der menschlichen Kognition zu verstehen und sie mit den Mitteln der Informatik und Mathematik nachzubilden und zu optimieren.

Die zentrale Architektur von OpenCog Hyperon ist der Atomspace, ein gewichteter, typisierter Wissens-Metagraph. Im Gegensatz zu LLMs, die im Kern auf der Verarbeitung von Textmustern basieren, ist der Atomspace eine weitaus flexiblere und allgemeinere Daten- und Recheninfrastruktur. Er kann Wissen jeder Art repräsentieren – von konkreten Fakten über logische Regeln bis hin zu prozeduralem Wissen und abstrakten Konzepten. Er ist in der Lage, sich selbst zu reflektieren und seine eigene Struktur und Dynamik zu modellieren und zu modifizieren – eine entscheidende Fähigkeit für echte Intelligenz.

Innerhalb dieses Atomspace agieren verschiedene kognitive Algorithmen, die von der menschlichen Kognition inspiriert sind:

  • Probabilistische Logiknetzwerke (PLN): Für unsicheres Schließen, ähnlich dem menschlichen gesunden Menschenverstand.
  • Evolutionäres Programmlernen: Um neue Prozeduren und Verhaltensweisen zu entdecken.
  • Aufmerksamkeitsallokation (ECAN): Um Ressourcen auf die relevantesten Informationen und Prozesse zu konzentrieren.
  • Konzeptbildung und -mischung: Um neue Ideen durch die Kombination alter Ideen zu schaffen.

Ein entscheidendes Konzept ist die kognitive Synergie. Die verschiedenen Algorithmen arbeiten nicht isoliert, sondern als kooperatives Ganzes. Wenn ein Prozess feststeckt, kann er andere um Hilfe bitten. Diese Zusammenarbeit macht das System robuster und kreativer. Um die Funktionsweise zu verdeutlichen, stelle man sich die einfache Aufgabe vor: „Bau mir etwas mit Klötzen, das ich noch nicht gesehen habe.“

Ein System wie OpenCog würde diese Aufgabe durch ein komplexes Zusammenspiel seiner Komponenten lösen:

  1. Verstehen: Ein LLM könnte die Spracheingabe in eine Atomspace-Repräsentation übersetzen. Das übergeordnete Ziel „Lehrer zufrieden stellen“ wird aktiviert.
  2. Planung & Assoziation: Das System erinnert sich an frühere Bau-Erfahrungen und aktiviert verwandte Konzepte wie „Auto“ oder „Mann“. Durch Konzeptmischung entsteht die neue Idee „Auto-Mann“.
  3. Aktion & Lernen: Das System beginnt, experimentell Strukturen zu bauen. Es nutzt Inferenz, um vorauszusagen, wie der Lehrer reagieren könnte, und evolutionäre Prozesse, um Bauprozeduren zu optimieren. Wichtigkeitsverbreitung fokussiert die „mentale Energie“ auf die relevanten Atome und Prozesse.
  4. Feedback: Nach dem Bau und der positiven Rückmeldung („Es ist wunderschön“) wird diese Erfahrung verstärkt. Die Atome und Prozesse, die zum Erfolg führten, erhalten mehr Gewicht und werden in Zukunft wahrscheinlicher genutzt.

Dieser Prozess ist unendlich viel komplexer als das, was heutige KI-Systeme tun, aber er spiegelt die Art von geerdeter, flexibler und kreativer Intelligenz wider, die wir anstreben.

Fazit: Der Weg ist komplex, aber notwendig

Niemand weiß mit Sicherheit, welcher dieser Wege am schnellsten zum Erfolg führen wird. Die Gehirnsimulation ist eine Herkulesaufgabe, die algorithmische Chemie ein faszinierendes Glücksspiel. Der kognitiv-inspirierte Ansatz von OpenCog Hyperon erscheint als ein durchdachter Mittelweg, der die Komplexität der Intelligenz ernst nimmt, ohne sich in biologischen Details oder reinem Zufall zu verlieren.

Die aktuelle KI-Landschaft, die von datenhungrigen, aber konzeptionell flachen Modellen dominiert wird, mag hochfunktional für kommerzielle Zwecke sein. Doch um die großen wissenschaftlichen und technischen Rätsel zu lösen und die Singularität auf eine positive Weise zu gestalten, müssen wir uns diesen grundlegenderen, komplizierteren Wegen zuwenden. Die Singularität ist wahrscheinlich näher, als wir denken, und es ist an der Zeit, die Anstrengungen auf die Architekturen zu konzentrieren, die das Potenzial für wahre, offene und kreative Intelligenz in sich tragen.


KI-Hinweis: Dieser Artikel wurde von einer KI auf Basis eines eines von Cosmo Kaan bereitgestellten Text – Übersetzung Kapitel 9 von „The Consciousness Explosion“ von Dr. Ben Goertzel erstellt. Die KI wurde angewiesen, die Inhalte und Argumente des Quelltextes zu strukturieren, zu formulieren und in einen Blog-Artikel umzuwandeln.

Beitrag zu Kapitel 10 hier